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Andere Autoren: Sag ja zum Leben - Aktionen zur Gewaltprävention
Geschrieben am 02.10.2002 von S. Ihlenfeldt

Prof. Dr.Dr.Dr.h.c. schreibt:
"Prof.Dr.Dr.Dr.h.c. Helmut Zöpfl (AktionenGewaltprävention.doc)
12.06.2002

Sag ja zum Leben - Aktionen zur Gewaltprävention

I. Aktuelle Anmerkungen zum Thema Gewalt

Der Lehrstuhl für Schulpädagogik und das ihm angeschlossene Institut für problemorientierte Jugendforschung hat seit Jahren das Thema Gewalt bei Kindern und Jugendlichen zum großen Thema der Forschung erklärt.

Prof.Dr.Dr.Dr.h.c. Helmut Zöpfl (AktionenGewaltprävention.doc)
12.06.2002

Sag ja zum Leben - Aktionen zur Gewaltprävention

I. Aktuelle Anmerkungen zum Thema Gewalt

Der Lehrstuhl für Schulpädagogik und das ihm angeschlossene Institut für problemorientierte Jugendforschung hat seit Jahren das Thema Gewalt bei Kindern und Jugendlichen zum großen Thema der Forschung erklärt. In vielen Berichten, Aufsätzen und Vorträgen habe ich immer wieder vor den Gefahren einer zunehmenden Gewaltbereitschaft gewarnt.
• Im Jahre 1990 erschien im Auftrag des Bayerischen Innenministeriums ein Forschungsbericht unseres Instituts über das Anwachsen der Gewalt bei Kindern in der Schule aus der Sicht der Lehrer.
• Im Jahre 1992 gründete ich zusammen mit Dr. Josef Heigl die gewaltpräventive Initiative „Sag ja zum deinem Leben“
• Im Jahre1994 wurde ich als einziger Pädagoge in die Anti-Gewalt-Kommission der damaligen Bundesregierung berufen.
• Im Jahre 1995 gründete ich zusammen mit Dr. Josef Heigl und dem Bayerischen Fußballverband die gewaltpräventive Aktion „Live Leben“.
• Im Jahre 1996 wurde das Forschungsprojekt „Verbale Gewalt bei Jugendlichen - Ein Praxisprojekt über ausgrenzendes und abwertendes Verhalten gegenüber Minderheiten“ abgeschlossen und veröffentlicht.
• Im Jahre 1997 entwickelte ich zusammen mit Professor Dr. Bölsckei die Initiative für das drogen- und gewaltpräventive Projekt „Klasse 2000“.
• Seit 1998 dokumentieren eine Reihe von Seminararbeiten und eine Dissertation, die von Frau Harant-Hahn an meinem Lehrstuhl erstellt wurde, die Notwendigkeit der Netzung von Schule und Vereinen zur Stärkung der Präventionserziehung.
• Im Jahre 2000 gründete Professor Dr. Peter Kapustin, auch mit meiner Initiative, das ebenfalls gewalt- und drogenpräventive Schulprojekt „Miteinander 2000“.
• Seit 2001 beteiligt sich mein Lehrstuhl an der drogen- und gewaltpräventiven Initiative „Beweg´ Dich“, die unter der Leitung der Sportjugendstiftung der Bayerischen Sparkassen in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landessportverband, dem Bayerischen Fußballverband, der Initiative „Keine Macht den Drogen e.V.“, meinem Lehrstuhl und den Schulen eine Vernetzung von Schule und Sportverein in der Präventionserziehung anstrebt.

Angesichts der alarmierenden Ereignisse in der letzten Zeit darf ich aufgrund entsprechender langjähriger Kompetenz möchte ich einige Thesen aufstellen:
• So sehr ein Verbot von gewalttätigen Filmen, Video, Computerspiele usw. zu begrüßen ist, wissen wir doch sowohl um die begrenzten Möglichkeiten einer solchen Forderung, als auch darum, dass hier nur die Spitze des Eisberges erreicht werden könnte.
• Gerade der Bildungspolitik ist es anzulasten, dass man mit bestimmten Medien blauäugig, ja verantwortungslos umgegangen ist.
• So wurde und wird offensichtlich ohne nur annähernde Kenntnis z.B. des Internets bereits im Kindergarten ein Anschluss der Kinder desselben gefordert.
• Mit sogenannten Kindersendungen wurde eine geradezu unglaubliche Pseudoaufklärung geleistet. Zeichentrickfilme, die von Gewalt strotzen werden aufgrund unhaltbarer Forschungsergebnisse als harmlos, ja geradezu empfehlenswert erklärt.
• Ratgeber für Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen die kostenlos verteilt werden, preisen unter der Kategorie „Kinder sehens gern“ Filme voll Gewalt bereits für 3-Jährige als unbedenklich an.
• Viele dieser Filme „schmuggeln“ Gewalt als etwas „Lustiges“ (Tom und Jerry-Prinzip) ein. Jede Gewalttat (Erschießen, Zerstückeln, Glattwalzen, In-die-Luft-sprengen usw.) bleibt folgenlos. Schadenfreude wird zur Haupthaltung, der Erfolgreiche ist der Rigorose, der alles, was sich in den Weg stellt beseitigt. Es gibt weder Leid, noch Tod. Jede Gewalt bleibt folgenlos usw.
• Ohne Beachtung bleiben Comics, die sich vornehmlich auch an Jugendliche richten, in denen sowohl verbale, als auch körperliche Gewalt ebenfalls als lustig geführt werde. Es gilt als „lustig“ Witze über Behinderte zu machen, den anderen bloßzustellen usw.
• Bei unseren Forschungen und vielen Aussprachen in Kongressen stellen wir seit Jahren fest, dass Kinder und Jugendliche immer weniger zwischen „Gut“ und „Böse“ unterscheiden. Negative Haltungen werden als „cool“ deklariert. Oberste Werte sind der Erfolg, das körperliche Erscheinungsbild usw.
• Die Bildungspolitik ergeht sich gerade in den letzten Monaten in erster Linie im Nachdenken über Lernprobleme. Die Lebensprobleme unserer Kinder und Jugendlichen werden nicht nur an den Rand gedrängt, sie werden sogar durch neue Zwänge (Verfrühung, einseitige Kognitisierung usw) vermehrt.
• Es ist mehr als scheinheilig, wenn die für solche Einseitigkeiten Verantwortlichen, die die Erziehungsprobleme bisher als nebensächlich betrachteten, nun plötzlich den „Werteverlust“ beklagen und nach den „Alten Werten“ rufen, ohne aber zu sagen, wann und wo diese jemals allgemein verbindlich waren bzw. was sie überhaupt waren.
• Es gilt festzuhalten, dass Gewaltprävention ganz früh beginnt, dass es nicht nur um Verbote gehen kann, sondern eine Besinnung auf positive Haltungen und eine konkrete Einübung derselben sowohl im Elternhaus, dem Kindergarten, der Schule und den Peergroups grundlegende Bedeutung haben muss. Der Wert des Lebens und seine Verantwortung dafür muss Grund jedweder Erziehung aber auch Unterrichtung sein. Die Begriffe wie, Freude am Leben, Nächstenliebe, Freundschaft, aber auch Verantwortungsbereitschaft gewinnen obersten Stellenwert. Eine stärkere Zusammenarbeit für alle für die Erziehung Verantwortlichen ist unerlässlich.
• Die Medien müssen in eine ganz neue Verantwortung genommen werden. Geschichten, Bücher und Filme über Freundschaft und Hilfsbereitschaft sollten gefördert werde. Gerade auch der Buchmarkt (Comics, Sciencefictions, Mangas usw.) bedarf einer sorgfältigen Kontrolle.
• Gewaltpräventive Aktionen sollten viel mehr gefördert und publik gemacht werden.
Es gehört zu den ganz traurigen Tatsachen im Bereich der Pädagogik, aber auch der Bildungspolitik, dass man lediglich zu ganz bestimmten Zeiten bei bestimmten Anlässen kurz aufwacht, erschrocken in der Gegend herumschaut, so wie wenn jemand aus dem Tiefschlaf aufschreckt, aber dann wieder vom Schlafbedürfnis übermannt in sein wohliges Bett zurücksinkt und weiterschläft. Da ändert sich auch nicht sehr viel, wenn diese Schreckerlebnisse immer häufiger werden. Vielleicht stumpft man auch immer mehr ab. Nehmen wir einmal stellvertretend für Gewalt die sich häufenden Amokläufe in Schulen. Die Vertreter der verschiedenen Parteien ergreifen das Wort und behaupten, dass sie „es“ schon immer gesagt hätten. Man hört noch häufiger als sonst das Gerede von den verschwundenen Werten, ohne dass man nur annähernd einmal vernimmt, welche Werte das sind und wann sie überhaupt so „geglänzt“ hätten, dass die Menschen nicht gewaltsam gewesen wären. Bei dem Schreiber dieser Zeilen klingelt jetzt vielleicht öfter das Telefon, ob er nicht auch einmal einen Vortrag über Gewalt in den Schulen halten will und vielleicht wird auch da und dort eine Langzeitforschung ins Leben gerufen, an deren Ende dann entweder die banale Erkenntnis steht, dass die Gewalt einerseits mehr, andererseits weniger geworden ist, weil sich lediglich die Formen der Gewalt verändert haben.
Wenn man seit Jahren diese Forschungen verfolgt, kann man feststellen (zumindest was die pädagogischen anbetrifft), dass deren Aussagekraft meist sehr gering ist und häufig nur banale Erkenntnisse herauskommen von dem, was man ohnehin schon wusste, jetzt allerdings mit den entsprechenden Zahlen versehen. Man überlegt sich allerdings kaum, welche Folgerungen daraus zu ziehen wären. Da tritt dann allenfalls das Modewort Validierung in Erscheinung. Man validiert einmal die nächsten 5 Jahre darauf los, ohne dass nur die geringste konkrete Konsequenz daraus gezogen wird. Manchmal kommt es aber auch zu einem blindwütigen Aktionismus, wie das in jüngster Zeit im Anschluss an die Pisa-Studie festzustellen war und ist. Politiker im Bildungsbereich bekommen die Anweisung, etwas zu tun, damit man beispielsweise ja nicht im Vergleich der einzelnen Länder und schon gar nicht der Bundesländer hinten steht, denn das könnte ja ein schlechtes Licht auf den Spitzenvertreter der jeweiligen Partei werfen. Also beauftragt das Ministerium und die entsprechenden Planungsinstanzen, sich etwas einfallen zu lassen wie beispielsweise das „Lernjahr im Kindergarten“ oder den „Feststellungstest“. Dann wollen wir mal sehen, wie schnell wir unsere Kinder, aber selbstverständlich auch die Lehrerinnen und Lehrer auf Vordermann bringen. Ja, hat man denn immer noch nicht erkannt, dass das, was Hartmut von Hentig schon vor Jahren sagte, immer mehr Realität wird, nämlich, dass die Lebensprobleme unserer Kinder und Jugendlichen viel größer sind als ihre Lernprobleme, dass es nicht einfach nur darum geht, den einen oder anderen kognitiven Lernzuwachs zu erzielen, sondern dass Lernen eigentlich auch etwas mit Leben zu tun haben sollte und man die viel strapazierte Werterziehung sicher nicht nach dem Multiple-choice-Verfahren und Arbeitsblättern in den Unterricht einbringen kann.
Ich nenne nur einige Beispiele, die uns eigentlich seit Jahren zu denken geben sollten:
Die Drogen und Suchtgefährdung unserer Jugendlichen, und
die zunehmende Gewaltbereitschaft, vor allem auch im verbalen Bereich.
Erschreckende Zunahme von irgendwelchen obskuren Sekten, allen voran dem Satanskult (man frage einmal Lehrer, auch in scheinbar „heilen“ Schulregionen, was sich hier teilweise abspielt),
die steigende Suizidgefährdung unserer Kinder.
Dazu der neueste Bericht, dass Jugendliche da und dort zur Selbstverletzung und Selbstverstümmelung tendieren.
Man ist angesichts dieser Tatsachen allenfalls dazu bereit, den Schwarzen Peter irgendeiner Institution weiterzugeben: „Ja, mein Gott, die Familien sind halt nicht mehr in Ordnung“, „Die Schule ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war“, „Die Lehrer sind zu Jobbern geworden“. „Die Mütter sollten eben zu Hause bleiben oder die Medien sind an allem Schuld“.
So richtig die eine oder andere Feststellung teilweise sein mag, so sinnlos ist es, lediglich anzuprangern oder zu jammern, wohlwissend, dass sich nichts verändern wird, wenn man nicht andere Bedingungen schafft. Selbstverständlich ist es richtig, über den Waffenbesitz nachzudenken, selbstverständlich sollten auch bessere finanzielle Bedingungen für eine Familie geschaffen werden, selbstverständlich ist es notwendig, über die Bezuschussung von Nachmittagsbetreuung der Kinder nachzudenken. Aber was hilft das, wenn man das eine Loch zustopft und aus den nächsten Löchern treten dann um so größere Wassermassen hervor? Oft hat man das Bild der Hydra vor Augen. Herakles schlägt einen Kopf ab, und es wachsen eine ganze Reihe neuer daraus hervor. Da gibt es ja dann den schönen Spruch, dass man das Übel an der Wurzel erfassen sollte. Ja, aber wo ist die Wurzel des Übels? Können wir die durch einen ministerialen Beschluss, wie mit einem Pflanzenschutzmittel „Unkraut-Tod“ eliminieren? Selbstverständlich wird im Anschluss an einen solchen Amoklauf die Erinnerung daran wach, dass schon vor Jahren ein Hearings im Landtag stattfand, wo es um diese Thematik ging. Ich selber war bei mindestens 10 von solchen Hearings dabei. Herrausgekommen ist, wenn ich ehrlich bin, absolut nichts. Da gibt es eine beliebte Methode für ein Alibi, gar nichts tun zu müssen: Man lädt sich zwei Wissenschaftler ein, die gänzlich unterschiedliche Auffassungen vertreten. Dann bekommt man zu hören: „Ja, wenn sich die Wissenschaftler schon nicht einigen können, was sollen wir dann tun?“ Was die Gewalt in den Medien anbetrifft, holt man sich terminmäßig einen Vertreter, der behauptet, dass fast jede Gewalttat im Fernsehen zu einer Nachfolgetat bei einem Jugendlichen führt und dazu eine Psychologin, die aufgrund ihrer „wissenschaftlich nicht antastbaren Wirkungsforschung“ erklärt, die Kinder könnten sehr wohl zwischen virtueller und realer Gewalt unterscheiden. Diese beiden Aussagen, so einseitig sie sein mögen, neutralisieren sich wunderbar. Offenbar fällt es auch nicht weiter auf, dass ein wissenschaftlicher Unsinn, der sich als Wirkungsforschung deklariert, die Grundlage z.B. für die Medienberatungszeitschrift „Flimmo“ liefert, in der Zeichentrickfilme, die geradezu vor Gewalt strotzen, nicht nur als unbedenklich, sondern geradezu empfehlenswert für kleine Kinder angeboten werden.
Wenn in großen Ansprachen der Politiker heute wieder die Rede davon ist, dass man entsprechend Filme, Videos, vor allem aber auch Computerspiele, verbieten sollte, so ist dem durchaus zuzustimmen, obwohl man weiß, wie wenig Handhabe man wirklich hat. Man übersieht aber, dass jeder Nachmittag unseren Kindern Filme bringt, in denen zwar auf den ersten Blick keine Gewalt vorkommt, kein Tropfen Blut fließt, die aber für jeden mit einem gesunden Menschenverstand Ausgestatteten, sehr gefährlich sind, da Gewalt in diesen Filmen als etwas Lustiges und sogar als etwas Harmloses erscheint, was ohne Folgen bleibt. Die durchgängige (Un-)Moral dieser Filme besteht nämlich darin, alles, was sich Tom und Jerry, Pokémon, Sailormoon oder Lara Croft in den Weg stellt, sofort zu beseitigen. Das geschieht in der Regel zwar nicht mit den herkömmlichen Methoden des Erschießens oder Erstechens, sondern durch viel raffiniertere Methoden. Man zerstückelt, sprengt in die Luft, schmeißt vom 50. Stockwerk herab, wälzt platt usw., und jedes massakrierte Wesen ergänzt innerhalb kürzester Zeit wieder seine fehlenden Körperteile. Der abgeschlagene Kopf hüpft wieder an die richtige Stelle, in der Gegend verstreute Körperteile wachsen zusammen. Wenn eine Maus von ein paar Zentimetern auf ein paar Meter gedehnt wird, macht es „schwupp“ und sie ist wieder in ihrer normalen Länge zu sehen. Plattgewälzte Figuren blasen sich durch einen Zauber wieder in ihren ursprünglichen Zustand auf usw. usf. Da kann es sich sogar ein Energiekonzern leisten wider jede Vernunft, dass die Maus der Katze ihren Schwanz in eine Steckdose steckt, weil das ja so „lustig“ ist und diese Katze wie ein wunderschöner bunter Ballon durch die Luft kurvt: „Energie intelligent nutzen.“
Davon abgesehen, dass solche Gewalt immer mehr als etwas Lustiges gefeiert wird, Schadenfreude zur Freudespendenden Haltung hochstilisiert, Gemeinheit und „Hinterfotzigkeit“ angepriesen wird, geschieht hier nicht eine unglaubliche Abstumpfung? Kann das Kind wirklich zwischen Virtualität und Realität unterscheiden? Wissen wir nicht aus der Werbepsycholgie, dass auch Erwachsene von einer noch weitgehend auf Virtualität beruhenden Werbung beeinflusst werden? Ja, wo bleiben denn die immer wieder berufenen Werte unserer Politiker, wenn es „lustig“ ist, zu verletzen, zu attackieren, zu pisacken, zu zerstören, und Haltungen wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit überflüssig werden, weil doch alles von selber wieder heilt: Wenn Antigones Feststellung, dass wir auf der Welt sind, um mitzuheilen, sinnlos wird, weil wir erkennen, dass alles von selber heilt, verliert natürlich auch das großartige Gleichnis vom barmherzigen Samariter jedwede Bedeutung, denn wir brauchen nicht da zu sein, wenn uns der Nächste braucht. In diesen Filmen existiert ja diese geheimnisvolle Wunderkraft, die alles aus sich selber wieder heil werden lässt.
Entgegen der zitierten Ergebnisse der Wirkungsforschung, erfahre ich alle Daumen lang von Pädagogen Fälle wie den folgenden: Da schlägt ein 10-Jähriger einen Gleichaltrigen einen Baseballschläger aufs Unterkiefer und verursacht einen Kieferbruch. Der Täter rechtfertigt sich mit der Aussage: „Ich habe ja gar nicht gewusst, dass das wehtut!“ Ich würde mir wünschen, dass man nur einmal bei einem dieser Filme ohne Blut und Folgen ein paar realistische Szenen einbrächte, in denen gezeigt wird, wie es tatsächlich ausschaut, wenn dieses oder jenes geschieht. Genügt es nicht, dass wir keine Chance mehr haben, solche Filme aus dem Nachmittagsprogramm zu entfernen. Muss da noch jene medienberatende Zeitschrift für Eltern und Lehrer kostenlos verteilt werden, in der ein Großteil solcher Filme unter der Kategorie „Kinder sehen’s gern“ empfohlen wird? Seit Jahr und Tag versuche ich, bei verantwortlichen Politikern zumindest zu erreichen, dass solche Projekte nicht noch von Steuergeldern bezuschusst werden. Aber wer wagt es, sich gegen die Medienszenerie aufzulehnen?
Greifen wir einige Anfangsgedanken noch einmal auf. Bei aller Berechtigung, solche Probleme in der Schule zu thematisieren und womöglich mit einer Aktionswoche gegen Gewalt und für Frieden zu antworten, im Religions- und Ethikunterricht auf Hilfsbereitschaft, Toleranz usw. hinzuweisen, was hilft das Ganze, wenn es punktuell bleibt und sich nicht als Grundlage von Unterricht und Erziehung erweist. Beste Prävention gegen Gewalt ist für allemal noch da, wo man zunächst einmal das Leben als einen großartigen Wert erfährt, im wahrsten Sinne des Wortes „erlebt“. Dass das Leben ein Geschenk ist, für das man verantwortlich ist, für sein eigenes Leben und das des anderen, auch für das der Kreatur, Pflanze und Tier.
Glaubt man nun wirklich, wenn man gerade im Kindergarten und in der Grundschule gemeinschaftsfördernde Fächer und Aktionen wie Singen, Musik, Spiel, Sport, Zeichnen, Malen, Basteln usw. aber auch das Beten immer mehr ins Abseits rücken, weil sie ja nicht in der „Feststellungsprüfung“ testbar sind und man damit auch nicht den Übertritt ins Gymnasium bzw. gleich das Abitur geschenkt bekommen könnte, Lebenshilfe zu leisten? Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass in absehbarer Zeit Tests, Arbeitsblätter, Multiple-choice-Verfahren usw. fröhliche Auferstehung feiern werden - wenn sie überhaupt jemals verschwunden waren - denn durch sie glaubt man ja den „Beweis“ für erfolgreiche Unterrichts- und Erziehungsarbeit liefern: Der Schüler hat in dem Test durch richtiges Ankreuzen von den 30 möglichen Punkten 29 erzielt und ist damit als gebildet, human, friedliebend, guter Rechtschreiber und Rechner ausgewiesen. Nach dem Prinzip „Wie werde ich Millionär?“ begnügt man sich, wenn die Kinder von mehreren Antworten eine richtige wissen. Und die Erziehung zur Nächstenliebe wird dann womöglich bewiesen, wenn die Kinder bei folgender Frage den richtigen Buchstaben nennen: Die christlichen Tugenden heißen:
a) Das Wahre, das Schöne und das Gute,
b) Glaube, Hoffnung und Liebe,
c) frisch, fromm, fröhlich, frei.
Hat man denn immer noch seit Sokrates nicht kapiert, dass das Wissen nicht automatisch gleichzusetzen ist mit der Haltung, wobei ich anzweifle, dass durch solche Methoden überhaupt nur ein kleines Quäntchen Wissen erworben werden kann.
Erziehung, Gegengewalt für Frieden beginnt nicht damit, dass man nur warnt, verbietet oder zeigt, was Gewalt alles anrichten kann, sie beginnt vielmehr da, wo man wieder den Mut hat, zum Positiven zu erziehen. In vielen Tagungen stellten Psychologen, Juristen und Pädagogen eindeutig fest, dass Kinder und Jugendliche immer weniger zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Über die Gründe dieser erschreckenden Aussage sollte man sich mehr Gedanken machen. Vor Jahren wurde in Bayern eine Kommission gegen Gewalt gegründet. Was ist dabei herausgekommen? Der Lehrstuhl für Schulpädagogik erarbeitet seit vielen Jahren Projekte und Materialien über Gewalt und Suchtprävention. Aktionen wie „Life-leben“ blieben ohne jede staatliche Unterstützung, ja Anteilnahme. Ich bin davon überzeugt, wenn wir es nicht schaffen, das Gute zu stärken, positive Haltungen wie Freundschaft, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft anzubahnen, und evtl. mehr Projekte der Menschlichkeit zu organisieren, bleiben wir auf der Strecke. Es wird höchste Zeit, dass man zur Kenntnis nimmt, dass der Barmherzige Samariter derjenige war, der da war, als es galt zu helfen und dass es heute leider eher so weit ist, wie ich in der Satire vom barmherzigen Samariter zum Ausdruck bringen möchte:
Ich helfe.
Ich müsste helfen.
Man müsste helfen.
Man müsste darüber nachdenken, wie man helfen könnte.
Man müsste eine Kommission einberufen, wo man darüber nachdenkt, wie man helfen könnte.
Man müsste sich zunächst einmal darüber klar werden, welche Leute in die Kommission einberufen werden sollten, in der man darüber nachdenkt, wie man helfen könnte.
Man müsste zunächst einmal einen Termin für eine Tagung finden, in der man festlegt, welche Mitglieder in die Kommission einberufen werden, in der man darüber nachdenkt, wie man helfen könnte.
Man müsste...
Hilft nichts, ist ohnehin zu spät.
tun wir alles, damit es nicht wirklich zu spät ist.








II. Überlegungen zum Thema Gewaltprävention: Die positive Offensive

In einer Untersuchung, die ich an meinem Lehrstuhl durchgeführt habe, zeigte sich, dass die verbale Gewalt gerade bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren enorm zugenommen hat. Sicher gibt es nicht den Grund für diese Tatsache und sicher ist auch, dass man früher unter Kindern und Jugendlichen miteinander nicht immer nur „lieb“ umgegangen ist. Ich erinnere mich, wie oft ich allein schon wegen des Namens Zöpfl gehänselt wurde, weiß aber schuldbewusst auch, dass ich selber ganz schön ausgeteilt habe. Der vor Jahren von Herbert Schneider herausgerachte bayerische Schimpfwortkalender ist ein Zeichen dafür, dass die Zahl der Schimpfwörter, die man einander an den Kopf wirft oder mit deren man über andere spricht, wahrscheinlich wesentlich größer ist als die der Koseworte. Die Paralleln der verbalen Gewalt zur körperlichen Gewalt sind gegeben, insofern wir feststellen, dass die Brutalität zugenommen hat. Früher war die Möglichkeit, sich wieder zusammenzuraufen, offensichtlich größer. Heute in einer Zeit der Kommunikationslosigkeit macht man den anderen einfach fertig oder gibt ihm sogar noch eins drauf, wenn er schon am Boden liegt. Erschreckend ist es, wenn mir Mütter erzählen, dass schon in der Grundschule in der Pause oder auf Wandertagen Buben immer mehr Mädchen mit obszönen Ausdrücken und Aufforderungen beleidigen. Eine der Quellen ist sicher wieder einmal eine bestimmte Medienlandschaft, allen voran die Zeichentrickfilme, in denen man ja zum Großteil nur aufeinander losgeht, sich fertig und niedermacht. Aber auch die Comedy-Szene tendiert in diese Richtung. Sendungen, in denen Beleidigungen, Schimpfwörter und Fäkalsprache überwiegt, werden sogar mit Fernsehpreisen honoriert.
Was ist zu tun? Ich glaube, man muss an den Grundlagen beginnen. Mit dem Verbot von irgendwelchen Schimpfworten ist es nicht getan, denn jeder Praktiker weiß doch, dass man mit einem „Das sagt man nicht ...“ dieses Wort oder diesen Satz erst interessant macht. Fangen wir doch wieder damit an, dem Kind zu zeigen, wie schön es für den Absender und den Empfänger ist, wenn man etwas Nettes sagt, ein Dankeschön, ein Komplement, die Mitteilung, dass man den anderen mag, und der Freude Ausdruck verleiht, dass es den anderen gibt, oder eben aber auch bekundet, dass man mit ihm wieder gut sein möchte. In späten Jahren habe ich noch einmal angefangen, ein paar solcher Gedanken in Reimform zu bringen und darf zum Schluss einen solchen Versuch vorstellen:
Ich denk an dich, weil ich dich mag
am Monntag, Dienstag, Donnerstag,
am Frei-, Sams-, Sonntag, wann ich kann.
Und was, so fragst du, mach ich dann
am Mittwoch, denn wie du erkannt,
hab ich denselben nicht genannt.
Den ganzen Mittwoch frage ich:
Denkst eigentlich du auch an mich?
Wie in vielen Bereichen gilt auch zum Thema Gewalt, dass das beste Mittel eine gute Prävention ist. Aus diesem Grunde schlagen wie eine Reihe von Aktivitäten vor. Es gilt in besonderer Weise schon möglichst früh positive Haltungen anzubahnen, vor allem aber die passive Einstellung der Kinder zu unterbrechen, die sehr häufig darin besteht, wie gerade aufgezeigt, Filme anzuschauen, in denen Gewalt als etwas Lustiges dargestellt wird. Die positive Einstellung zum Mitmenschen und zur Kreatur ist die beste Möglichkeit, Gewalt überhaupt erst gar nicht aufkommen zu lassen. Unter anderem könnten folgende Aktionen wirksam werden:

Das gute Wort
Im Kindergarten, in der Schule überlegen sich Lehrer und Kinder, welche Aktivitäten man im Hinblick auf das gute Wort starten könnte:
• Wir sagen andern etwas Nettes
• Wir machen dem andern ein Kompliment
• Wir stellen dem andern in seinen positiven Eigenschaften vor
• Wir schreiben über ihn ein Gedicht
• Wir schreiben an ihn ein Gedicht
• Wir sagen dem andern ein Dankeschön
• Wir suchen Geschichten aus, in denen es um Verzeihen, Versöhnen geht
• Wir starten Lesewettbewerbe mit diesen Geschichten
• Wir planen ein Projekt, einen Aktionstag zum Thema „Freude machen“
Wie können wir uns untereinander Freude machen, wie können wir andern Kindern innerhalb der Schule Freude bereiten? Als Beispiel dafür kann die Geschichte gelten: „Andrea lernt zaubern“

Wir starten Aktionen, wie jede Klasse, jede Schule „zaubern“ kann:
Mit Worten
Mit Bildern
Wir gestalten in unserer Schule eine große Collage, indem wir Berichte, Bildern anbringen lassen, wo „gezaubert“ wurde
Wir starten eine Aktion, in denen die Schulen „gezaubert“ wird und wurde, ein Prädikat bekommen, z.B. „Hier wird gezaubert“ oder „Die Zauber-Schule“
Wir starten einen Zaubertag mit literarischen Beiträgen, im Bereich der anderen musischen Fächern Kunsterziehung, Musik, Sport (miteinander singen, spielen, tanzen)
Wir gehen über unsere Schule hinaus
Wir besuchen andere Schulen
Wir gehen zu behinderten Kindern, zu alten Leuten

Grundsätzliche Gedanken
In der Pädagogik wird es wichtig sein, wieder positive Erziehungsziele in den Vordergrund zu stellen und zwar so, dass sie auch konkret realisierbar werden. Grundsätzlich muss vielleicht angemerkt werden, wie wichtig es ist, dass die Kinder wieder zwischen Gut und Bös unterscheiden lernen, dass sie aber nicht nur unterscheiden, sondern auch sich über das Gute Gedanken machen. Haltungen wie Kompromissbereitschaft, Verantwortlichkeit müssen angedacht werden.
Kinder sollen in stärkerer Weise wieder Verantwortung übernehmen können. Das ist sicher keine Angelegenheit, die man mit dem Multiple-choice-Verfahren einlernen kann. Das fordert konkretes Engagement. Dazu ist es notwendig, die Erkenntnis zu vermitteln, dass jeder etwas beitragen kann, um die Welt zu verbessern.
Keine zu allgemeinen Ziele und Fernziele sind gefragt, sondern Beteiligung an einer Weltgestaltung. Am Anfang steht eine Gestaltung der „kleinen Welt“.
In diesem Zusammenhang ist aber nicht nur wichtig, dass man lernt, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch Verantwortung zu tragen, durchzuhalten.
Die Haltung des Hegens, des Pflegens, auch der Zärtlichkeit müssen eingeübt werden.
Hier können die verschiedensten Fächer etwas leisten.
Einige Beispiele:
Religionsunterricht, wo man aufzeigen kann, was im Alten und Neuen Testament über die positive Einstellung dem anderen gegenüber enthalten ist.
Gebote müssen nicht unbedingt Verbote sein, sondern stellen auch Aufgabe dar. Was sagt Christus zum Nächsten? Was sagen aber auch andere Religionen zu dieser positiven Einstellung dem Mitmenschen gegenüber?
Wir erfinden und finden selber entsprechende Geschichten.
Wir führen ein kleines Theaterstück auf.

Gedichte aus: „Ich denke an dich“

Ich brächt‘ ihn gerne mit Raketen
zu Sonne, Mond und den Planeten,
bänd‘ ihn gern auf Kometenschweife,
trüg‘ ihn um meinen Bauch als Schleife,
den Satz, dass ich dich vormittag
und mittag und auch abends mag,
und dass ich immer inniglich,
wo ich auch sein mag, denk‘ an dich.


Ich denk‘ an dich, weil ich dich mag
am Montag, Dienstag, Donnerstag
am Frei-, Sams-, Sonntag, wann ich kann.
Und was, so fragst du, mach‘ ich dann
am Mittwoch, denn wie du erkannt,
hab‘ ich denselben nicht genannt.
Den ganzen Mittwoch frage ich:
Denkst eigentlich du auch an mich?


Der Bauer hält im Stalle Ziegen
und dazu einen Ziegenbock.
Der Torwart hält den Ball im Fliegen,
der Dirigent hält seinen Stock.
Und ich, ich möchte fest dich halten,
denn ich, ich halte viel von dir.
Lass‘ deine Freundschaft nie erkalten
und halt‘ auch du ganz fest zu mir!


Ist mein Vater in der Nähe,
ist die Welt nicht trüb,
sondern ist voll bunter Farben,
denn er hat mich lieb.
Darum möcht‘ ich Dank dir sagen,
dass du nie vergisst,
meine Welt beginnt zu reden,
wenn du bei mir bist.


Ich sag‘ ein Danke dir dafür,
dass du, so oft ich komm‘ zu dir,
mir zuhörst, deine Zeit mir schenkst,
dass du dich ganz in mich reindenkst,
und dass du mir auch wieder sagst,
dass du mich brauchst, dass du mich magst.
Schön, dass wer da ist, der mich liebt,
ich sag‘ dir Dank, dass es dich gibt.


Auch wenn du nicht die Größte bist
und auch die Schnellste nicht,
auch wenn du nicht die Reichste bist,
drauf bin ich nicht erpicht.
Du hast und wirst ohne Rekord
mir dennoch stets gefallen
und bist mit weitem Abstand auch
die Liebste mir von allen.


Wie schnell ist’s verraucht,
verronnen, verbraucht
wie schnell, wie geschwind
verfliegt es im Wind.
Und von diesem Leben,
als Geschenk uns gegeben,
sollten wir keine Zeit
verbringen im Streit.
Blick‘ heut‘ abend in den Himmel
und dann such‘ dir oben fern
irgendeinen von den vielen,
einen ganz bestimmten Stern.
Grad den hab‘, du wirst’s nicht glauben,
ich gemacht dir als Geschenk.
Und es ist der Stern, bei dem ich
immer ganz fest an dich denk‘.


So wie ein Baum braucht seine Äste,
so wie der Wirt braucht seine Gäste,
so wie die Nuss braucht ihren Kern,
so wie der Astronom den Stern,
so wie der Dirigent den Chor,
so wie der Fußballer das Tor,
so brauch‘ ich dich und noch viel mehr,
mein Leben wäre sonst ganz leer.


Ohne Opa, ohne Oma
wär es schlecht bestellt.
Ohne euch wär’n ja die Eltern
gar nicht auf der Welt.
Und somit gäb’s keine Enkel,
gäb‘ es auch nicht mich,
liebe Oma, lieber Opa,
du, wir brauchen dich.







Beilage: „Andrea lernt zaubern“

Andrea lernt zaubern

"Oh je, ist das langweilig", jammerte Christian, "was sollen wir denn nur machen?"
"Ja ganz schön langweilig", bestätigte seine Schwester Andrea. "Vielleicht legen wir uns doch eine Videocassette ein."
"Du weißt doch", entgegnete Christian, "daß das Papa und Mama nicht gern sehen. Sie sagen dann immer, 'Könnt ihr denn nicht mehr spielen?' Irgendwie haben sie ja recht, aber heute ist es wirklich langweilig".
"Dann hör ich mir eben eine Walkman-Cassette an."
"Walkman" höhnte Christian, "du kennst doch inzwischen alle Geschichten auswendig. Lies lieber, damit du was lernst."
"Du mußt reden", schimpfte Andrea, "du liest ja selber nicht."
"Wir haben heute in der Schule schon so viel gelesen, das reicht", meinte er grantig. "Ich schau mal, was im Fernsehen kommt."
"Dann leg ich mir eben doch eine Cassette ein" rief Andrea und hörte sich zum was-weiß-ich-wievielten Male die Geschichte von dem kleinen Mädchen an, das hexen konnte. Ja, das wär's, überlegte sie, wenn man hexen könnte, dann wäre die Welt nicht so langweilig und ich wüßte immer, was ich tun könnte. Man könnte zaubern und alles anders machen, als es ist.
Dieser Gedanke ließ sie den ganzen Tag nicht mehr los. Wenn ich nur wüßte, wo es einen Zauberkurs gibt, überlegt sie. Natürlich wußte sie, daß man einen Zauberkasten kaufen konnte und daß es Zauberer gibt, die auf der Bühne Dinge vollbringen, die ganz unwahrscheinlich ausschauen. Aber das ist ja nicht echte Zauberei, hatte ihr Papa ein paar Mal gesagt, das sind nur Tricks, Fingerfertigkeit usw. Sie hatte selber einmal ein paar so kleine Tricks gelernt, aber inzwischen war ihr das auch schon langweilig geworden. Richtig zaubern sollte man können, richtig zaubern. Als sie dann im Bett war, überlegt sie sich nochmals, wie schön das wäre und was man da alles anstellen könnte. Über diesen Gedanken schlief sie ein. Da war es dann auch kein Wunder, daß sie folgenden Traum hatte:
Die kleine Hexe kam ganz lustig und bunt gekleidet auf sie zu und hielt ihr einen Stab hin. "Willst du ihn haben?" fragte sie Andrea, und Andrea war begeistert. "Ja, aber was muß ich denn da tun, was kostet denn dieser Zauberstab?" fragte sie. "Ich schenke ihn dir" sagte die kleine Hexe, "aber du mußt natürlich lernen, mit ihm zu zaubern. Das ist gar nicht leicht." "Aber du hast doch immer so viele Zaubersprüche parat, verrätst du sie mir oder kannst du mir auch ein Zauberbuch dazu geben?" fragte Andrea wieder. Die kleine Hexe lachte fröhlich und meinte: "Nein, das kann ich leider nicht. Jeder Zauberspruch ist etwas ganz Persönliches. Es gibt keine Zaubersprüche, die für alle gelten. Jeder muß seinen eigenen Zauberspruch finden, und was die Zauberbücher anbetrifft, die sind alle für eine andere Zeit geschrieben. Wir haben noch kein Zauberbuch für unsere Zeit, aber vielleicht kannst du mithelfen, ein solches zu schreiben." "Läßt du mir deinen Zauberstab wenigstens da?" meinte Andrea. "Nein," meinte die kleine Hexe, "aber du kannst dir ganz leicht einen beschaffen. Geh morgens in der Früh hinaus in den Garten, da steht ein Hollerbaum. Ergreife das erste Ästchen, das du erreichen kannst, schneide es ab und mach dir daraus einen Zauberstab. Du wirst sehen, wie du mit ihm zaubern kannst. Aber ich verrate dir jetzt schon ein ganz großes Geheimnis. Du mußt gut auf all das, was du verzaubern willst, hinschauen und hinhören. Nur wer sich in das andere und den anderen hineinversetzt, nur wer versucht, mit den Augen des anderen, den er verzaubern will, zu sehen oder mit seinen Ohren zu hören oder seinen Händen zu tasten, seinen Füßen zu gehen, nur der kann eigentlich zaubern. Noch ein Geheimnis darf ich dir sagen: Das Zauberhafteste, Wunderbarste ist das Leben. Es hat uns schon alle verzaubert. Du kannst zaubern, wenn du den Zauber des Lebens weitergibst. Versuche es!" In diesem Augenblick verschwand die kleine Hexe und Andrea verfiel in einen tiefen traumlosen Schlaf. (aus)
Am nächsten Morgen in aller Früh erinnerte sie sich des Traumes und lief, bevor sie gefrühstückt hatte, hinaus in den Garten. Wirklich, da stand ja der Hollerbaum. Sie hatte ein Küchenmesser mitgebracht und schnitt sich ein kleines Ästchen davon ab. "Was machst du denn da?" fragte die Mutter, "du mußt doch erst einmal frühstüken." Aber Andrea wollte davon heute nichts wissen, sie schnitzte zunächst einmal ihren Zauberstab. Als sie damit fertig war, wollte sie ihn auch gleich ausprobieren. Die Mutter hatte ihr Kakao zum Frühstück hingestellt. Andrea aber mochte heute keinen Kakao. "Akrakadabra", rief sie und hielt den Zauberstab über ihre Tasse, "ich möchte, daß es heute eine Bananenmilch gibt." Neugierig probierte sie, ob der Zauberspruch geholfen habe. Aber das,was sie trank, schmeckte genauso nach Kakao wie das, was ihr die Mutter immer zum Frühstück vorsetzte. Vielleicht habe ich nicht den richtigen Zauberspruch gehabt, überlegte sich Andrea und probierte es mit ein paar anderen Sprüchen wie "Simsalabim" und "Hokuspokus" usw., aber das Getränk schmeckte immer gleich nach Kakao. Ach, dachte Andrea, es war halt doch nur ein Traum und Träume sind bekanntlich Schäume. Am besten werfe ich den Zauberstab wieder weg. Das tat sie aber dann doch nicht und sie nahm ihn mit in den Kindergarten.
Im Kindergarten gab es heute eine große Überraschung, denn ein neues Kind kam in die Gruppe. Ein kleiner Bub, der ganz anders aussah wie sie. Er hatte schwarze Haare und auch bei den Augen schien etwas anders zu sein, aber was das war, wußte Andrea nicht genau. Außerdem konnte er fast kein Deutsch. Schüchtern saß er in einer Ecke, obwohl ihn die nette Kindergärtnerin so lieb vorgestellt und erklärt hatte: "Das ist der Kim, er kommt aus Vietnam, ist ganz neu hier. Ihr müßt versuchen, mit ihm lieb zu sein, damit er sich bei euch wohlfühlt. Er hat viel Schlimmes und Schweres durchgemacht." "Ja, aber was sollen wir denn machen", fragte Andrea, "wenn er gar nicht unsere Sprache spricht. Was sollen wir denn mit ihm spielen?" "Das geht schon", meinte die Kindergärtnerin, "ich bin sicher, ihr werdet es zustande bringen." In der Pause hatte Andrea einen Gedanken. Vielleicht hilft mir der Zauberstab, dachte sie, nahm ihn heraus, hielt ihn vor Kim hin und sprach irgendeinen Zauberspruch. Der aber erschrak, als er den Stecken sah, und lief davon. Blöder Zauberstab, dachte sich Andrea. Doch da erinnerte sie sich, daß ihr die kleine Hexe ja einige Geheimnisse anvertraut hatte. Was hatte sie gesagt? Man solle sich in den anderen hineinversetzen, solle versuchen, mit seinen Augen zu sehen, mit seinen Ohren zu hören. Tja, was würde ich denn tun, überlegte sie, wenn ich der kleine Tim wäre? Wenn ich jetzt plötzlich als kleines blondes Mädchen nach Vietnam käme. Was würde ich mir von den vietnamisischen Kindern erwarten, damit sie mir Freunde werden? Sie überlegte eine ganze Zeit, dann probierte sie es noch einmal. Als erstes lächelte sie den Buben an . Und siehe da, er lächelte zurück. Danach streckte sie ihre Hand aus. Zuerst zuckte er ein wenig zusammen, aber nach kurzer Zeit hatte er offensichtlich Freude daran, daß sie seine Hand etwas drückte. "Kim" sagte sie ganz leise. Kim schaute auf und nickte. Dann zeigte ihm Andrea den Zauberstab. Aber diesmal fuchtelte sie nicht wild herum und sprach nicht irgendwelche unverständlichen Worte, sondern sie gab ihn ihm in die Hand. Er tastete ihn ab und schaute sie freundlich an. Nach kurzer Zeit begannen sie miteinander zu spielen.
In dieser Nacht hatte Andrea wieder einen Traum. Die kleine Hexe erschien ihr, nickte ihr freundlich zu und meinte: "Ich glaube, du hast schon die erste Lektion gelernt."
Am nächsten Tag hatte sie folgendes Erlebnis. Sie spielte nachmittags mit ein paar Freunden und Freundinnen im Hof. Natürlich, wie das bei Kindern so ist, ging es etwas lauter her. Plötzlich wurde im zweiten Stock das Fenster aufgerissen und die alte Frau Treitinger schimpfte furchtbar hinaus: "Ihr Lausbengel", brüllte sie, "könnt ihr nicht einmal euren Schnabel halten. Ich habe mich gerade zum Schlafen hingelegt, weil mir nicht gut ist. Ich kann nicht schlafen bei eurem Geschrei." "Diese dumme Kuh", schimpfte Verena, "immer hat sie etwas einzuwenden, wenn wir spielen. Die müßten wir einmal verzaubern." Eine gute Idee, überlegte Andrea und holte ihren Stab. "Probieren wir es doch einmal aus, ob wir es schaffen, sie zu verzaubern", meinte sie zu ihren Freundinnen und Freunden. "Wir brüllen jetzt ganz fürchterlich, und wenn die Frau Treitinger wieder herausschaut, dann werde ich es mit meinem Zauberspruch versuchen." Gesagt, getan. Beim nächsten Geschrei wurde Frau Treitinger noch wütender. Sie schimpfte und drohte an, daß sie die Eltern der Kinder benachrichtigen oder den Hausmeister holen werde. Da hielt Andrea ihr den Zauberstab hin und murmelte ein paar Abrakadabra- oder Hokuspokusworte. "Was, du drohst mir noch mit einem Steken?" schimpfte die Frau Treitinger, "paß auf, wenn ich wieder gesund bin, werde ich sofort zu deiner Mutter gehen."
Der Zauber hatte also wieder nichts genützt. Doch dann dachte Andrea wieder an das, was ihr die kleine Hexe gesagt hatte. "Du kannst nur zaubern, wenn du dich in den anderen hineinversetzt." Sie überlegte, was sie wohl tun würde, wenn sie die Frau Treitinger wäre, alt, alleinstehend und krank. Ganz nachdenklich wurde sie. Als sie dann nach dem Spielen in ihrem Zimmer saß, holte sie ihren Block heraus und begann zu zeichnen. Sie malte ein sehr schönes Bild, ein ganz buntes. Vor dem Abendessen faßte sie sich dann ein Herz und läutete bei der Frau Treitinger. Diese steckte ihren Kopf aus dem Türspalt heraus und meinte: "Nanu, was willst du denn da?" Andrea reichte ihr das Bild, lächelte die Frau Treitinger an und meinte: "Entschuldigen Sie bitte." Dann lief sie davon. Am nächsten Tag, als sie vom Kindergarten heimkam, schaute die Frau Treitinger aus dem Fenster. Sie lächelte und rief Andrea zu: "Komm doch einmal bei mir vorbei, ich glaub ich hab was für dich." Als Andrea bei ihr klingelte, hielt die Frau Treitinger ein wunderschönes altes Märchenbuch in der Hand. "Da", sagte sie, "das schenk ich dir. Das ist das Buch, das ich meiner Tochter geschenkt habe, als sie noch klein war. Vor Jahren ist sie ins Ausland gegangen, und ich hab bis heute nichts mehr von ihr gehört. Ich glaube, sie wird es nicht mehr brauchen. Dann merkte Andrea, daß die Frau Treitinger ein bißchen feuchte Augen bekam. Aber dann lächelte sie schon wieder und sagte: "Übrigens, ich glaube du hast mit deinem Bild gezaubert. Mir ist nämlich heute schon viel besser als gestern." Und sie zeigte auf das bunte Bild, das Andrea gemalt hatte. Andrea hatte nämlich sich selber gemalt, wie sie mit einem Zauberstab vor einer alten Frau steht, die in einem Bett liegt. "Gell, das bist doch du und das bin doch ich." Andrea nickte.
Und wieder träumte sie diese Nacht davon, daß die kleine Hexe erschien, ihr freundlich zulächelte und sagte: "Prima, du machst Fortschritte, du hast auch die zweite Zauberstunde mit Erfolg beendet." (aus)
Am nächsten Tag gab es im Kindergarten eine kleine Auseinandersetzung, etwas was halt immer wieder passiert. Jeder will gerade im Augenblick mit derselben Puppe, demselben Auto spielen. Schon war man sich in die Haare geraten. Andrea hatte auch munter mitgestritten. Wie das oft so ist, ist man dann richtig zerstritten und redet nicht mehr miteinander. Jeder findet es eigentlich traurig, aber keiner tut etwas, damit der Streit beendet wird. Andrea dachte an ihren Zauberstab. Soll ich es versuchen? Aber diesmal fielen ihr sofort die Worte der kleinen Hexe ein, sie versetzte sich in die anderen hinein und ging auf ihre Hauptgegnerin, die Anita, zu. Sie legte ihr die Hand auf die Schulter und meinte: "Anita, findest du es nicht auch blöd, daß wir uns wegen dieser Puppe gezankt haben? Wir hätten ja genauso gut auch miteinander mit ihr spielen können. Entschuldige bitte, ich find's wirklich dumm von mir, daß ich dich so blöd angeschrien habe." Anita schien richtig auf diese Worte gewartet zu haben und innerhalb von Sekunden waren sie wieder gute Freundinnen.
An diesem Tag lernte Andrea noch eine ganze Reihe von kleinen Zauberwörtern kennen. Sie merkte, wie sich plötzlich Gesichter, die vorher eher böse waren, aufhellen können, wenn man ein nettes Wort sagt, wie "bitte" oder "danke", Worte, die sie bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich auch gar nicht so oft gebraucht hatte. Auch da hatte sie sich wieder in den anderen hineinversetzt und überlegt, wie schön es eigentlich ist, wenn man von jemand ein solches "dank dir schön" hört. Sie hatte sich überlegt, daß es eigentlich z.B. gar nicht selbstverständlich ist, daß die Mutter, wenn man nach Hause kommt, Zeit hat, alles Mögliche gut bereitet hat, obwohl sie doch eine Menge Arbeit hat. (aus)
In den nächsten Tagen versuchte sie, immer mehr solcher Zauberwörter zu finden. Immer überlegt sie vorher: "Welches Wort wird denn dem anderen jetzt gut tun?"
Als sie zum Einkaufen ging, bemerkte sie, daß die Frau an der Kasse eine hübsche Brosche trug, die sie noch nie gesehen hatte. Sie hatte die Frau an der Kasse ohnehin immer bewundert, die in Windeseile den Preis der eingekauften Dinge in die Kasse tippen konnte. Viel schneller konnte sie die Zahlen eintippen als Andrea und ihre Mutter zusammen das Gekaufte überhaupt einpacken konnten. Diesmal wollte sie ihr das auch sagen. Die Verkäuferin an der Kasse hatte ein Schild angeheftet, auf dem offensichtlich ihr Name stand. Die Mutter hatte es ihr einmal vorgelesen: "Das ist die Frau Ünal. Wahrscheinlich kommt sie aus der Türkei." Diesmal waren beim Einkaufen nicht viele Leute da. So konnte ihr Andrea in aller Ruhe einmal sagen: "Sagen Sie, Frau Ünal, wie machen Sie das eigentlich, daß Sie das alles so schnell eintippen können?" Frau Ünal, die kaum jemals aufschaute, wenn Kunden kamen, aber immer ganz freundlich 'Auf Wiedersehen' rief, schaute sie nun ganz lange erstaunt an. Und dann erzählte sie, wie sie den Kurs gemacht hatte und wie das ginge, daß man sich das so schnell merken könne. "Das ist ja interessant", meinte Andrea, "aber was ich Sie heute noch fragen wollte: Woher haben Sie diese schöne Brosche, die Sie anhaben?" Da erzählte ihr Frau Ünal, daß sie die selber gebastelt habe. Das habe sie in ihrer Heimat, der Türkei, gelernt. Wenn Andrea wolle, werde sie ihr das gerne einmal beibringen. Sie habe ja auch ein paar Kinder und Andrea solle sie doch einfach einmal besuchen.
Andrea träumte in dieser Nacht wieder. Und wieder lachte sie die kleine Hexe freundlich an und meinte: "Du wirst immer besser. Ich glaube, du wirst einmal eine richtige Zaubermeisterin." Andrea überlegte sich am nächsten Morgen, als sie aufwachte, was sie jetzt nun schon alles gelernt hätte und welche Zauberwörter sie kannte. Das waren eigentlich gar nicht die Wörter wie "Abrakadabra", "Hokuspokus fidibus" oder "Simsalabim". Es waren ganz einfache Wörter wie "bitte", "danke", eine kleiner Satz wie "tut mir leid" oder "entschuldige bitte" oder "sind wir wieder gut". Dazu kam offensichtlich noch der Zauberstab, der aber gar kein Zauberstab sein mußte, sondern ein nettes freundliches Gesicht, ein Anlächeln, ein Händedrücken, ein auf die Schulter-Klopfen usw. (aus)
Als dann Andrea in die Schule ging, war sie schon fast eine perfekte Zauberin und sie merkte, daß sie alle gern hatten. Wieder einmal erschien ihr die kleine Hexe bei Nacht und die sagte: "Du, ich hätte gar nichts dagegen, wenn du deine Zaubersprüche weitersagst. Erzähl doch einmal deiner Lehrerin die Geschichte!" Und das tat dann Andrea auch. Sie erzählte der Frau Mehltretter, wie sie gelernt hatte zu zaubern und eigentlich jeder ein Zauberer sein könne. Die Kinder beschlossen alle miteinander, in der Klasse einen solchen Zauberkurs zu machen. Sie legten sich ein eigenes Zauberheft, ein Zauberbuch zurecht, in das sie viele Bilder zeichneten, wie man zaubern könne. Sie malten aber auch Erlebnisse hinein, wie sie tatsächlich bezaubert haben, z.B. wie sie plötzlich in einen grauen Tag Farbe hineingebracht haben, indem sie auf den anderen zugegangen sind und etwas Nettes gesagt haben.
Sie sammelten viele dieser Zauberwörter und nahmen sich alle vor, auch ihren Freundinnen und Freunden diese Zauberbücher weiterzugeben, ihnen Zaubertips zu geben. Ja, sie taten es sogar bei ihren Eltern und ihren Verwandten.

Wer den kleinen Ort kennt, wo Andrea wohnt, könnte feststellen, daß sich diese Zauberei innerhalb kürzester Zeit fortgepflanzt hat.
Es ist doch zauberhaft, daß sich Zauberwörter irgendwie wieder fortpflanzen, und der Zauber immer weitere Kreise ziehen kann. Mit ein paar Zauberwörtern werden die Gesichter der Menschen fröhlicher, die Menschen gehen aufeinander zu und setzen sich zusammen. An einem grauen Montag kann man beispielsweise zaubern, wenn man mit seinem Vater Auto fährt und dem Vater ein paar Zauberwörter verrät, z.B. daß er dem anderen nicht etwas zubrüllt, sondern daß er vielleicht einmal etwas Freundliches sagt, ein freundliches Gesicht macht oder ihm zeigt, daß er ihn einbiegen läßt.
Andrea hat immer wieder bemerkt, wie man gerade an Orten zaubern kann, die eigentlich gar nicht so zauberhaft ausschauen: an einer Straßenkreuzung, im Zug oder in der Großstadt in der U-Bahn. Die Lehrerin hat in das Zauberbuch auch diese Dinge mit aufgenommen. Dann haben sie eines Tages auf eine Tafel auf der Seite des Schulzimmers ein Bild mit alltäglichen Situationen gemalt. Die Kinder durften immer dann mit bunter Farbe etwas hineinmalen, wenn sie etwas verzaubert hatten.
Es sind immer mehr Bilder daraus entstanden, und der Zauber hat sich in dem ganzen kleinen Ort fortgepflanzt. Ihr wollt den Namen dieses Ortes kennenlernen? Schaut euch einmal um, wo die Leute sehr freundlich miteinander umgehen, wo sie ein Bitteschön, ein Dankeschön sagen, wo sie sich nicht nur bös und mürrisch anschauen. Da ist vielleicht der Ort, wo die kleine Andrea lebt. Oder vielleicht ist es ein anderer Ort, der schon von dem einen Ort wieder verzaubert worden ist. Und wenn ihr an Stellen kommt, wo die Leute mürrisch und böse sind, erinnert euch an die kleine Andrea, redet mit euren Freunden, euren Geschwistern, euren Eltern! Bestimmt könnt auch ihr zaubern. Ich weiß nicht, ob man die ganze Welt verzaubern kann. Aber ich glaube, jeder von uns kann ein kleiner Zauberer sein, der in seine Umwelt, etwas Buntes, Farbiges und Fröhliches hineinbringt. Ich finde es ganz großartig, daß wir alle zaubern können, wenn wir nur wollen.
Übrigens, den Zauberstab hat sich Andrea bis heute gut aufgehoben. Vielleicht schnitzt ihr euch auch einen solchen. Wichtig ist aber, daß ihr ihn mit Leben erfüllt und euch etwas ausdenkt, wie man die Welt fröhlicher, bunter machen, also verzaubern kann.

„Bezaubernde Schule“



Projekte:

• Ortsgestaltung (z. B. Ad Erla stedi“, bemalter Dauerbauzaun, bemalte und gebrannte Fliesen für Unterführung)
• Gestaltete Krankenhausbesuche
• Altenheimnachmittage
• Vorleseabende
• Ansprechende Gestaltung der Schule (außen, innen)
• Projekt „Freundliche Schule“
• Fotodokumentation und Vortragsabend: Schöne heimische (Um-)Welt
• Elternbriefe ☺(Benachrichtigungen aus positivem Anlass)
• Spieletag (-wochenende) in der Schule (Schule-Eltern-Geschwister-Lehrer)
• Konzert - Theaterabende
• „Weil ich Dich mag“ (positive Tagesgedichte für Freunde, (Groß-)Eltern, Geschwister,…)
• „Wir machen Musik“ (Der gute Ton)
• diverse Umweltpatenschaften
• Pflanzenproduktion (Zier- und Verzehrpflanzen) für zu Hause
• „Wir informieren“ (Schüler informieren über ihnen wichtige Themen, Sachverhalte in auch außerschulischen Ausstellungen, in der Lokalpresse)
• Schülerkünstler (z.B. Gedichte, Bilder…in der Lokalpresse)
-------------------------------------------------------------------------------- Prof. Dr. phil. habil. Dr. rer. nat. Dr. theol. et scient. patr. h.c. HELMUT ZÖPFL LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN Lehrstuhl für Schulpädagogik Leiter der Einrichtung Unterrichtsmitschau und didaktische Forschung, Gewalt- und Drogenprävention Stellvertretender Vorsitzender der Bayerischen Erwachsenenbildungsakademie im Sport ────────────────────────────────────────────────────────────── Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. H. Zöpfl - Leopoldstraße 13 - 80802 München Dienstgebäude: Telefon: 089/2180-5133/-5132 Leopoldstr. 13 - 80802 München Fax: 089/2180-5001 U3 / U6 Giselastraße AW: Artikel "

 
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