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Die Referenten und ihre Vorträge

Die Bedeutung emotionaler Sicherheit f�r die Entwicklung des kindlichen Gehirns

Jedes Kind ist einzigartig und verf�gt �ber einzigartige Potenzen zur Ausbildung eines komplexen, vielfach vernetzten und zeitlebens lernf�higen Gehirns. Ob und wie es ihm gelingt, diese Anlagen zu entfalten, h�ngt ganz wesentlich von den Entwicklungsbedingungen ab, die es vorfindet und von den Erfahrungen, die es w�hrend der Phase seiner Hirnreifung machen kann.
Jedes Kind braucht ein m�glichst breites Spektrum unterschiedlichster Herausforderungen, um die in seinem Gehirn angelegten Verschaltungen auszubauen, weiterzuentwickeln und zu festigen, und jedes Kind braucht das Gef�hl von Sicherheit und Geborgenheit, um neue Situationen und Erlebnisse nicht als Bedrohungen, sondern als Herausforderungen bewerten zu k�nnen.
Beides gibt es nur in der intensiven Beziehung zu anderen Menschen, und es sind die fr�hen, in diesen Beziehungen gemachten und im kindlichen Hirn verankerten psychosozialen Erfahrungen, die seine weitere Entwicklung bestimmen und sein F�hlen, Denken und Handeln fortan lenken.
Kinder, die keine Gelegenheit haben, sichere emotionale Bindungen mit ihren prim�ren Bezugspersonen einzugehen, bleiben emotional labil und unsicher. Sie sind gezwungen, sich bereits sehr fr�h auf sich selbst zu verlassen und entsprechende, ich-bezogene Strategien zur Aufrechterhaltung ihres emotionalen Gleichgewichtes, zur �berwindung von Unsicherheit und Angst zu entwickeln.
Die diesen Strategien zugrundeliegenden neuronalen Verschaltungen werden durch die Aussch�ttung bestimmter Stre�hormone und Botenstoffe im Gehirn als Folge wiederholter kontrollierbarer Stre�belastungen gebahnt.
Meist handelt es sich hierbei um sehr rigide, einseitige und pseudoautonome Strategien der Angstbew�ltigung, die aufgrund dieser Bahnungsprozesse immer deutlicher das F�hlen, Denken und Handeln dieser Kinder bestimmen. Sie grenzen sich mit Hilfe dieser Strategien von anderen, vor allem von Erwachsenen ab und haben gro�e Schwierigkeiten, sich das anzueignen, was sie mehr als alles andere in ihrem Leben sp�ter brauchen werden: Psychosoziale Kompetenz als Grundvoraussetzung, um gemeinsam mit anderen Menschen nach tragf�higen L�sungen suchen und Verantwortung f�r sich und andere �bernehmen zu k�nnen.

Informationen �ber den Autor

Gerald H�ther, Prof. Dr. rer. nat. Dr. habil. med.

Gerald H�ther (geb.: 1951) hat in Leipzig Biologie studiert und dort promoviert. Von 1979 bis 1989 arbeitete er am Max-Planck-Institut f�r experimentelle Medizin in G�ttingen an Hirnentwicklungsst�rungen. Er wurde 1988 vom Fachbereich Medizin der Universit�t G�ttingen habilitiert und erhielt die venia legendi f�r Neurobiologie. Als Heisenberg-Stipendiat der DFG baute er 1989 bis 1994 eine Abteilung f�r neurobiologische Grundlagenforschung an der Psychiatrischen Universit�tsklinik in G�ttingen auf, die er seitdem leitet.
Neben seiner Lehrt�tigkeit hat Prof. H�ther ca. 150 Originalarbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Hirnforschung in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Er ist Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und Mitherausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften und Fachb�cher.
Besonders intensiv befa�t er sich seit einigen Jahren mit den Auswirkungen von Angst und Stre� auf das Gehirn, mit der Entstehung und den Folgen psychischer Abh�ngigkeiten, mit dem Einflu� der Ern�hrung auf das Gehirn sowie mit der Beeinflu�barkeit der kindlichen Hirnentwicklung durch psychosoziale Faktoren und psychopharmakologische Behandlungen.
Erst vor kurzem hat Prof. H�ther begonnen, Erkenntnisse aus dem Bereich der Hirnforschung mit system- und evolutionstheoretischen Ans�tzen zu verbinden und in Sachb�chern, popul�rwissenschaftlichen Artikeln und Vortr�gen darzustellen. Ein besonderes Ziel dieser Aktivit�ten ist die Zusammenf�hrung natur- und geistenwissenschaftlicher Ans�tze und die Zur�ckgewinnung einer Einheit im Denken, F�hlen und Handeln des Menschen.

Ver�ffentlichungen

Zahlreiche Ver�ffentlichungen, u.a.:

  • H�ther G.: The Central Adaptation Syndrome: Psychosocial stress as a trigger for adaptive modifications of brain structure and brain function. Prog. Neurobiol. 48 569-612 (1996).
  • H�ther G: Biologie der Angst: Wie aus Stre� Gef�hle werden. Vandenhoek & Ruprecht, G�ttingen, 1997.
  • H�ther, G.: Stress and the adaptive self-organization of neuronal connectivity during early childhood. Int J Devl Neuroscience 16 297-306 (1998)
  • H�ther, G.: Stress und die Selbstorganisation verhaltenssteuernder neuronaler Netzwerke. BuE 3 273-288 (1999)
  • H�ther G., Adler L., R�ther E.: Die neurobiologische Verankerung psychosozialer Erfahrungen. Zsch psychosom Med 45 2-17 (1999)
  • H�ther G.: Der Traum vom stressfreien Leben. Spektrum der Wissenschaft, Dossier 8 (Stress) 6-11 (1999)
  • H�ther, G.: Die Evolution der Liebe. Vandenhoek & Ruprecht, G�ttingen, 1999