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Karl Gebauer: Gewalt lässt sich beeinflussen
Geschrieben am 07.03.2002 von S.Ihl

Praxis Schule Gewalt lässt sich beeinflussen
Chancen einer emotionalen Erziehung

Gewalt lässt sich beeinflussen
Chancen einer emotionalen Erziehung
Die sich rasant verändernden Lebensbedingungen heutiger Schüler und Schülerinnen spiegeln sich auch in ihren schulischen Verhaltensweisen. Gewalt in der Schule ist nicht nur ein Thema für Lehrer und Lehrerinnen, sondern auch für die bildungspolitisch interessierte Öffentlichkeit. Gründe für die Zunahme von Gewalt sind schnell genannt und oft bleibt es dabei. Manchmal hat man den Eindruck, dass durch die intensive Hinwendung der Medien auf die zunehmende Gewalt bei Kindern, von größeren Problemen der gesellschaftlichen Gesamtsituation abgelenkt werden soll. In jedem Fall handelt es sich bei den Ursachen von Gewalt in der Schule um ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Einige seien ohne Wertung aufgezählt.
  • Übermäßiger Fernsehkonsum mit gewalttätigen und brutalen Szenen.
  • Beziehungsproblematiken in den Familien. Abwesenheit der Väter oder ihr Desinteresse an den Erziehungsprozessen ihrer Kinder.
  • Unklare Beziehungssituation in der Familie. Dies trifft dann zu, wenn Kinder Vater oder Mutter nicht als eigenständiges Selbst erleben. Oft fehlt das richtige Maß an Zuwendung und Grenzsetzung in der Erziehung.
  • Umkehrung der Eltern- Kind Rolle. In einer zunehmenden Zahl von Fällen müssen Kinder ihre Mütter oder Väter versorgen, weil diese aufgrund von Süchten dazu nicht mehr in der Lage sind.
  • Selbstlosigkeit der Mütter kann ebenso wie übermäßige Autorität der Väter dazu führen, dass Jungen gewalttätig werden. Erfahrene Gewalt führt zu Minderwertigkeitsgefühlen. Ein Muster zur Überwindung der erlittenen Demütigung und zur Tilgung der dabei empfundenen Scham führt zu Gewalttätigkeiten gegenüber Schwächeren oder Außenseitern.
  • In einer vernachlässigenden oder verwöhnenden Erziehung werden Frustrationen nicht angemessen erlebt und bearbeitet. Diese Erfahrungslücke führt in der Folge oft zu Gewalttaten. Bei der Analyse von Gewalttätigkeiten in der Schule wird eine große Beziehungsunsicherheit und damit verbunden eine starke emotionale Unsicherheit der beteiligten Kinder sichtbar.
    Beziehungen unter Kindern und ihre Persönlichkeitsentwicklung gehören in der Pädagogik der Gegenwart leider zu einer vernachlässigten Dimension. Immer mehr Lehrerinnen und Lehrer empfinden den Umgang mit Kindern, die gewalttätig werden, als besonders schwer und belastend. In der aktuellen pädagogischen Diskussion sollte es darum gehen, wie Lehrer und Lehrerinnen im Rahmen ihrer Tätigkeit Beziehungsarbeit unter Berücksichtigung der emotionalen Gestimmtheit leisten können. Wie eine solche Konzeption und die konkrete Arbeit aussehen könnte, soll im folgenden angedeutet werden. Die Ausführungen basieren auf dem Bemühen eines Grundschulkollegiums, angemessen mit Gewaltsituationen umzugehen. Dabei wird eine pädagogische Konzeption sichtbar, bei der Lehrerinnen und Lehrer neben der fachorientierten Lernspur immer auch die Beziehungs- und die Selbst-Entwicklungs-Spur eines Kindes im Blick haben (Drei-Spur-Pädagogik).
    So haben Klärungsdialoge im Anschluss an Konflikte einen gleichrangigen Platz neben anderen Unterrichtsereignissen. Sie finden parallel dazu statt. Dieses Verfahren setzt eine flexible Unterrichtsorganisation voraus, bei der Schüler und Schülerinnen mit selbstständigen Arbeitsformen vertraut sind. Das neue pädagogische Handeln findet seine Begründung in grundlegenden Modellen, wie sie in den Konzepten der systemischen Psychologie beschrieben werden. Im Vordergrund steht immer die Gegenwartssituation. Die in ihr sichtbar werdende Problematik wird über die Rekonstruktion der äußeren Abläufe (Interaktionen) und über die symbolische Darstellung innerer Wahrnehmungen bearbeitet. Gefühle wie Ärger, Wut, Zorn werden in „Messbechern für Gefühle“ dargestellt. So lernen Schüler und Schülerinnen konstruktiv mit ihren inneren Turbulenzen umzugehen. Für das Handeln im Außen werden Formen des erfolgreichen Miteinander erprobt und praktiziert. Hier seien einige Aspekte der pädagogischen Konzeption auf der Handlungsebene herausgestellt.

    1. Körpererfahrung
    Als Alternative zu den oft abrupt ausbrechenden Gewalttätigkeiten ermöglichen wir unseren Schülerinnen und Schülern möglichst einmal in der Woche Ringkämpfe nach Regeln. Gekämpft wird auf einem Weichboden in einem dafür hergerichteten Flur. Die Kinder sollen sich in ihrer Kraft, ihrer nachlassenden Kraft und auch in ihrer Schwäche erleben. Auch den Gegner können sie so erleben. Es wird ihnen nicht die für unser Überleben so dringend erforderliche Aggression weg trainiert, sondern es geht um Selbstwahrnehmung und um Wahrnehmung des anderen. Es werden Nähe-Erfahrungen gemacht. So können körperliche Erfahrung zu einer sozialen Erfahrung werden. Ringkämpfe in der Schule ermöglichen Stärke- und Schwäche-Erfahrungen mit der gesamten Skala emotionaler Gefühle.

    2. Das Aufsuchen außerschulischer Lernorte (Feld, Wald, umliegende Dörfer).
    Möglichst einmal im Monat fahren wir mit unseren Schülerinnen und Schülern in den Wald. Keine Wetterlage hält uns davon ab. Wenn wir - wie in einigen Märchen - die Kinder mit dem Hinweis in den Wald schicken, sie dürften sich von uns entfernen, müssten allerdings immer zu uns zurückfinden können, dann bleiben die Kinder, die uns in der Schule durch ihre Gewalttätigkeiten auffallen, meistens ganz in unserer Nähe. Einmal fasste ein Junge nach meiner Hand und fragt besorgt, ob ich denn jemals wieder aus diesem großen Wald herausfinden würde. Angst und Unsicherheit sind oft Ursachen für Gewalttätigkeiten, das wird hier sehr anschaulich klar.

    3. Arbeit in Jungengruppen mit einem Mann, in Mädchengruppen mit einer Frau
    Für Jungen und Mädchen ist dieses Angebot, das wir in einigen Klassen einmal in der Woche machen, in gleicher Weise wichtig. Die Gespräche in den Jungengruppen drehen sich um Vertauen, Angst, Alpträume, Liebe, Sex, Umweltzerstörung, Krieg. Die konkrete Arbeit in allen Jungengruppen führte immer dann, wenn es um sexuelle Identität ging, zu großer Unruhe. Danach wurde regelmäßig von den Jungen die Vertrauensfrage gestellt. Vertrauen untereinander und zu ihren Lehrern. Erst wenn die Vertrauensfrage geklärt war, waren sie bereit, über ihre innersten Anliegen zu sprechen. Nach einigen Monaten zeigte sich eine deutliche Kompetenzerweiterung in ihrem Sozialverhalten. Bezogen auf Gewaltprävention bei Jungen heißt das: Zuwendung und Zumutung, die Jungen von einer erwachsenen Person in Stärke- und Schwächesituationen erleben, sind für Veränderungen sozialer Verhaltensdispositionen von großer Bedeutung. Gewalttätige Auseinandersetzungen nahmen sichtbar ab, die Bereitschaft, in Klärungsgesprächen nach Lösungen zu suchen, wurde stärker. Die Jungen verstanden es mehr und mehr, sich von den Mädchen abzugrenzen. Erst auf der Grundlage neu erworbener Selbstsicherheit suchten sie neue Kontakt zu den Mädchen.

    4. Szenisches Verstehen oder: Der Lehrer als Regisseur, die Lehrerin als Regisseurin
    Wenn uns Kinder in ihrem Verhalten auffallen, wenn wir von Verhaltensauffälligkeiten sprechen, schwingt oft ein negativer Unterton mit. Das ist in vielen Fällen auch nachvollziehbar, denn es ist nicht einfach, wenn in einer Klasse mit 24 Schülern 6 in ihrem Verhalten auffällig sind. Psychologen und Ärzte sprechen gern von Symptomen, die hier sichtbar werden. Ich spreche von Szenen der Kinder. Damit meine ich, dass sie uns wichtige Teile aus ihrem Leben immer wieder inszenieren. Wenn wir uns nicht in ihre Inszenierungen verstricken lassen, sondern als Regisseure aktiv werden, dann helfen wir ihnen bei der Entwicklung ihres Selbst- und ihrer sozialen Kompetenz. Unsere Aufgabe besteht darin, genau wahrzunehmen, was sie in Szene setzen, ihre Handlungen zu interpretieren und selbst Ideen einzubringen. So ist z.B. zu beobachten, wie einzelne Schülerinnen ihre Spielgruppe intensiv gegenüber einer von außen kommenden Mitschülerin, die auch zur Gruppe gehören möchte, verteidigen. Dies geht mit einer relativen Macht einher. Oft bleibt in solchen Situationen eine Schülerin Außenseiterin. Dies zu erkennen, gehört zu den Regieaufgaben des Lehrers oder der Lehrerin. Es ist wichtig den Kinder zu helfen aus ihren Teufelskreisen des Verhaltens herauszukommen.

    5. Klärungsdialoge
    Ich halte diese Form für das wichtigste Element unserer pädagogischen Arbeit. Gerade Gewaltsituationen machen es erforderlich, immer wieder die inneren und äußeren Abläufe miteinander in Beziehung zu setzen. Meistens werden diese Dialoge nur mit den beteiligten Kindern im Gruppenraum, auf dem Flur, in der Sitzecke des Klassenraumes geführt. Der Lehrer befindet sich mit ihnen auf der Klärungsspur, während sich die übrigen Kinder der Klasse auf der Inhaltsspur befinden, indem sie z.B. Mathematik machen. Hier sind natürlich offene Formen des Unterrichts, bei denen die Kinder Selbstständigkeit und Selbstverantwortung gelernt haben, eine wichtige Grundlage. So können unterschiedliche Tätigkeiten gleichzeitig nebeneinander herlaufen, ohne das dies als etwas besonderes angesehen wird. Innerhalb der Klärungsdialoge ist es wichtig, das die erwachsene Person eine gefühlsmäßige Nähe zu den Erlebnissen der Kinder hat. Sie sollte nach- und mitfühlen können, und sich gleichzeitig davor hüten, ihre eigenen Affekte unkontrolliert auf die Kinder auszuschütten. Lehrerinnen und Lehrer, die nach Gewaltsituation nicht mit Ärger, Wut oder Hilflosigkeit reagieren, sondern aus einer reflektierten Perspektive handeln, haben eine große Chance, den beteiligten Schülern zu helfen, selbst ihre inneren Turbulenzen unter Kontrolle zu bringen. Die hier nur angedeutete Konzeption wird in der angegebenen Literatur ausführlich dargestellt. Abschließend möchte ich wichtige Aspekte meines Handelns im Zusammenhang mit Gewaltsituationen andeuten.

    6. Handlungsperspektiven:
    Die Arbeit in der Grundschule der Gegenwart ist komplex. Geistesgegenwart und flexibles Handeln in den unterschiedlichen alltäglichen Situationen ist gefragt.
    Ich bemühe mich um einen wachen Blick für komplexe Situationen und hoffe, dass mein Interesse an der Klärung von Konflikten anhält. Dabei achte ich darauf, dass ich den Kindern zugewandt bleibe, mich aber nicht in ihre Szenen verstricken lasse.
    Ich versuche, die oft problematischen Ereignisse eines Tages selbst als Quelle von Problemlösekraft zu sehen. Ich bin davon abgekommen, dass sie nur das belastende aus dem Leben offenbaren. Auch Kinder können mit unserer Hilfe aus der "Weisheit ihrer Erfahrungen“ schöpfen. Dabei sollten wir bedenken, dass sie noch stärker als die Erwachsenen den politischen Verwerfungen der Gegenwart ausgesetzt sind.
    Ich versuche mehrere Optionen für die Erklärung von Problemen offen zu halten. In vielen Fällen liegen die Ursachen in einer familiären Problematik. Hier bemühe ich mich um ein konstruktives Gespräch mit den Eltern. Oft sind es aber auch die Situationen und die Konstellationen in einer Klasse, die mit zur Problementstehung beitragen.
    Ich konfrontiere die Kinder mit der Realität, die ich in den meisten Fällen nicht ändern kann. Aber ich kann Situationen für sie schaffen, in denen sie ihr Selbstbewusstsein aufbauen und stärken können. Aus einer Stärkeposition lassen sich Perspektiven für die Zukunft eröffnen.
    Ich versuche, meine eigenen Emotionen wahrzunehmen und an ihnen zu arbeiten, damit sie mir bei meiner Arbeit mit den Kindern nicht den Weg verbauen.
    Die vielen Probleme, die täglich zu bearbeiten sind, lassen sich eher bewältigen, wenn ich mit den Kindern oder deren Eltern den Blick in die Zukunft wende. "Was müßte geschehen, damit sich etwas ändert?" Tiefgründige Erörterungen über mögliche Ursachen von Problemen gehören in den therapeutischen Bereich.
    Ich versuche auf die kleinsten Erfolge meines pädagogischen Handelns zu bauen. Ich bin weit von der Annahme entfernt, die Schule könne die familiären Probleme ihrer Schüler lösen oder gar den gesellschaftlichen Hintergrund verändern. Die Lebenssituation der Kinder ernst nehmen und ihnen in der Schule Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen, darauf kommt es an.

    Karl Gebauer Weiterführende Literatur: Karl Gebauer, „Ich hab sie ja nur leicht gewürgt.“ Mit Schulkindern über Gewalt reden. Klett-Cotta, 1999

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