Andere Autoren: Cornelia: Ich fass es nicht, ich kann es nicht begreifen
Geschrieben am 05.05.2002 von S.Ihl
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Anonymous schreibt:
"Ich fass es nicht, ich kann es nicht begreifen
Zu den Ereignissen in Erfurt
Ich fass es nicht, ich kann es nicht begreifen
�ber alles m�gliche wird geredet nach der schrecklichen Tat von Erfurt, sicher hat auch vieles seine Berechtigung. Warum fragt niemand wirklich nach der Rolle des Schulsystems? Geht in der Schule fast alles so weiter wie bisher? Lehrerausbildung muss verbessert werden, die Lehrer d�rfen endlich ein wenig mehr Mensch sein, es wird sich eingestanden, dass Eltern heutzutage vermehrt versagen oder �berfordert sind, der Leistungsdruck soll f�r Sch�ler besser aushaltbar gemacht werden, einen Schulpsychologen f�r jede gr��ere Schule fordern, das ist ja alles nicht verkehrt. Es sind gute einzelne Ans�tze und Ideen, aber kann das alles gewesen sein?
Nach Pisa war das Entsetzen auch gro�, aus -Gott sei dank- anderen Gr�nden, alle Welt beschwerte sich �ber mangelnde Leistungsbereitschaft, Verst�ndnisdefizite, die Untersuchung an sich, Elternanspr�che usw. Wer hat danach gefragt, wie es den Sch�lern in der Schule geht, warum sie immer weniger Freude an ihrer eigenen Leistung haben? Und wer hat danach gefragt, wie �berzeugte, engagierte Lehrer und Erzieher arbeiten wollen, um den Sch�lern diese Freude wiedergeben zu k�nnen, um selber nicht vorzeitig verschlissen zu werden?
Momentan eine Diskussion im Bayrischen Fernsehen: Die Frage der Sch�lerin nach dem eigentlichen Warum? �Warum kommen Kinder, Jugendliche an den Punkt, dass sie das Gef�hl haben, sich nur noch mit Gewalt �u�ern zu k�nnen?� wird schnell �bergangen, um wieder beim Thema Waffen zu landen! Das kann doch nicht wahr sein!!!
Wo bleiben die Frage nach den Ursachen???? Psychische Gewalt ist auch Gewalt.
Die Frage nach der Pr�vention greift doch auch wieder zu kurz.
Geht den Dingen doch mal auf den Grund:
Das Schulsystem ist eine Zwangseinrichtung, Schulverweigerer werden mit der Polizei in eine Anstalt gebracht, in der die Kinder nicht selten Angst haben, Angst vor Arbeiten, schlechten Zensuren, auch vor einzelnen Lehrern. Das System funktioniert haupts�chlich mit Druck, Freir�ume werden nicht positiv genutzt, sondern zum Nichtstun ausgenutzt, Schule kann nicht erziehen, sondern muss aufbewahren, reglementieren, versucht, Wissen zu vermitteln.
Schule ist ganz anders als das Leben, was wir uns w�nschen und was wir zu bew�ltigen lernen wollen. Unser Schulsystem enth�lt Gewaltstrukturen: Kritik an Lehrern ist entweder unerw�nscht oder wird von oft zu unsachliche Lehrerschelte, hierarische Organisationsstrukturen verhindern freie Meinungs�u�erungen, Bedingungen f�r die Arbeit an den Schulen wird in den Landesregierungen beschlossen und nicht an der Basis bei den in der Schule Besch�ftigten erarbeitet, Lehrer m�ssen sich gegen schwierige Sch�ler in viel zu gro�en Klassen durchsetzen und das meistens allein( wenn sie es nicht schaffen, sind sie schlechte Lehrer! ), die Liste lie�e sich noch lange fortsetzen..
Gerade weil die Gesellschaft brutaler zu werden scheint, muss die Schule als System gegensteuern und eben keinen Zwang, keinen Druck, keinen (unn�tigen, schlechten) Stress aus�ben, sondern Kinder, Sch�ler, Eltern, Lehrer ermutigen, Werte zu leben und nicht nur verbal einzufordern. Sch�nes Zitat bei uns im Lehrerzimmer: Es hat keinen Sinn, Kinder erziehen zu wollen, sie machen uns ja doch alles nach!!!!!
Erwachsene d�rfen nicht mehr von den Kindern verlangen, als sie selber vorzumachen oder zu ertragen bereit sind. Erwachsenen k�nnen nicht ausschlie�lich dar�ber bestimmen, was f�r Kinder gut ist, Kinder m�ssen das selber rauskriegen d�rfen. Erwachsenen m�ssen endlich lernen, auch sich selbst und ihre Gewohntheiten und Ansichten in Frage zu stellen, sich immer wieder �berraschen zu lassen von dem, was Kinder zu tun, zu leisten, nachzudenken bereit und in der Lage sind. Mein Sohn fragte mich einmal, warum man denn den Kindern immer nicht glauben w�rde und dem Erwachsenen, der dasselbe sagt, doch.
Gegen das Negative hilft nicht noch mehr Negatives (leider hebt sich das nicht auf wie in der Mathematik), es hilft nur das Positive. Alle Parteien, Verb�nde, Gewerkschaften usw. verwenden in Reden und Schriften lauter positiv besetzte Schlagw�rter bez�glich Schule, Lernen, Erziehung. Ganz vieles davon kann ich sofort unterschreiben, bei der Umsetzung bin ich sofort dabei, manches versuche ich einfach schon mal, zur Not im Alleingang. Woran liegt es dann, dass sich nicht wirklich etwas zum Positiven ver�ndert?
Ich begreife es nicht, dass man sich das auch jetzt nicht verst�rkt fragt. Ich verstehe nicht, warum sich nicht die an der Schule Beteiligten zusammensetzen und vor Ort �berlegen, wie die Situation in der eigenen Region verbessert werden kann und dann die Politiker auffordern, ihnen bei der Umsetzung ihrer Konzepte zu helfen statt sie zu erschweren.
Schule allein ist nicht schuld an Katastrophen wie in Meissen, Freising, Erfurt,
aber sie ist auch nicht unschuldig daran!
Geschrieben am 30.April 2002 in tiefer Verzweiflung
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Durschnitt: 3.66
Stimmen: 3
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