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Karl Gebauer: Machen wir doch einen Basar auf
Geschrieben am 10.12.2002 von S. Ihlenfeldt
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S. Ihl schreibt: "�Machen wir doch einen Basar auf�
Die Entwicklungspsychologie betont seit vielen Jahren nachdr�cklich, dass die Grundlagen f�r sp�teres Lernen in den ersten Lebensjahren gelegt werden. Irgendwie schien diese Erkenntnis in den modernen Erziehungsprozessen in den Hintergrund ger�ckt zu sein.
Erfreulicherweise ist seit einiger Zeit bei einem Teil der Bev�lkerung ein wachsendes Interesse an den hochinteressanten Ergebnissen der S�uglings- Bindungs- und Hirnforschung zu entdecken. Es scheint sich eine alte Erkenntnis, dass emotionales, kognitives und motorisches Lernen in einem engen Zusammenhang stehen, wieder mehr und mehr durchzusetzen. Nachdenkliche Menschen ahnen, dass populistische Aktionen von Bildungspolitkern keine angemessene Reaktion auf die Ergebnisse der PISA- und der Shell-Jugend-Studie sind.
Was ist in einer solchen Situation zu tun?
Ein interessanter Vorschlag des Hamburger Journalisten Reinhard Kahl
lautet:
Machen wir doch einen Basar auf!
�Der 4. Dezember, Tag der Pisa Ver�ffentlichung, wird als schwarzer Tag in die Geschichte der deutschen Schule eingehen. Sowohl die Wirksamkeit wie die Kultur der Schule sind in Frage gestellt. Diese Doppelniederlage k�nnte sich als Ausgangspunkt der Erneuerung erweisen. (...) Erfolgreiche L�nder wie Kanada und die Skandinavier haben es riskiert, Angst aus dem System zu nehmen und Vertrauen zu investieren. Man glaubt schlicht daran, dass Menschen lernen wollen.
Eine gro�e Denkschrift in Kanada hie� �For the Love of Learning�. Bei aller notwendigen und kompromisslosen Kritik, die n�tig ist, wir m�ssen auch an einer positiven Denkschrift arbeiten. Besser als eine Denkschrift w�ren viele selbst geschriebene Denkzettel f�r diese Mentalit�ts�nderung. Machen wir daf�r doch einen Basar auf.� Daf�r braucht es nach Reinhard Kahl �erwachsen gewordenen Erwachsene� (Gebauer/H�ther: Kinder suchen Orientierung, S.168.)
Verhalten wir uns doch als Lehrer / Lehrerin, Erzieherin oder Sozialp�dagogin erwachsen, d.h. verhalten wir uns doch autonom und kompetent in Erziehungs- und Bildungsfragen.
Bleiben wir �u�erst kritisch gegen�ber den �ber dieses Land rollenden Qualit�ts�berpr�fungen in Kindertagesst�tten und den externen Evaluationsverfahren. Das ist etwas radikal anderes als das, was die eben genannten L�nder vor 25 Jahren begonnen haben. Sie hatten und haben die individuelle Entwicklung der Kinder im Auge; sie haben die oft schwierigen Gruppenprozesse im Blick; sie wissen, dass Lernen nur gelingen kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Relation von Erziehern zu Kindern muss stimmen. Auch das innere, das emotionale Beziehungsgef�ge sollte stimmen. Ihr Anspruch: Jedem Kind soll eine Basis f�r erfolgreiches Lernen erm�glicht werden.
Bei uns hei�t das:
Wer die deutsche Sprache bei Schuleintritt nicht beherrscht, der hat ein Sprachtraining zu absolvieren; stellen sich Erfolge nicht ein, wird das Kind f�r ein Jahr zur�ckgestellt.
Gro�es Erschrecken - sogar Schock � geistert durch die Reden der politisch verantwortlichen Personen angesichts der Zahlen, die in unterschiedlichen Studien ans Licht kommen. Als ob sie das nicht schon seit 20 Jahren h�tten wissen k�nnen. Die Katastrophe kommt nicht aus heiterem Himmel. Bezeichnet Amnesie den Sachverhalt?
So lange die bildungspolitisch verantwortliche Elite in diesem Land nicht bereit ist, ihr eigenes Versagen an dem Desaster wahrzunehmen, ist auch von ihr kein Neuanfang zu erwarten. Sie ist aufs �u�erste verunsichert und versucht diese Unsicherheit durch verst�rkte Aktivit�ten zu �berspielen; vielleicht liegt aber auch � und das w�rde schwerer wiegen - ein Desinteresse an der nachwachsenden Generation vor.
Entgegen anderslautender Beteuerungen, ist zu bef�rchten, dass die Hyperaktivit�ten der gegenw�rtig verantwortlichen Politikergeneration zu einer verst�rkten Selektion f�hren werden. Die deutschen Sch�ler sollen siegen, sie sollen ganz oben auf dem Treppchen stehen.
Machen wir doch einen Basar auf. Die Autonomie der Kindertagest�tten beginnt nicht bei der Sozialdezernentin und die Autonomie der Schule beginnt nicht bei der Kultusministerin. Das legt der Begriff Autonomie schon nahe. Und der hat ja in der gegenw�rtigen Debatte oberste Priorit�t. Entwickeln wir vor dem Hintergrund geltender Gesetze eine Kindergarten und Schulkonzeption mit eigenem Profil.
Es ist an uns, die wir in verschiedenen Institutionen mit Kindern arbeiten - in Tagesst�tten, Schulen, Beratungsstellen, in Krankenh�usern oder privaten Arztpraxen � ob wir und da sind vor allem auch die Eltern gemeint, einen neuen Zugang zu Erziehungs- und Bildungsaufgaben finden.
Wir w�nschen uns, dass dieses Netzwerk als Basar genutzt wird.
Wir w�nschen uns viele Berichte �ber Innovationen im Kindertagesst�tten und Schulbereich.
Wir w�nschen uns kurze Darstellungen mit Hinweisen, an welcher Stelle weitere Informationen eingeholt werden k�nnen.
Dabei f�nden wir es besonders interessant, wenn aus einer gewissen Distanz das jeweilige Projekt beschrieben w�rde. Erfahrungsgem�� haben Modelle auch Momente des Scheiterns. Auch �ber sie w�re zu berichten. Vor allem aber m�chten wir erfahren, welche Kommunikations- und Interaktionsprozesse stattgefunden haben. Erst wenn Kollegien ihr emotionales und soziales Gef�ge in den Blick nehmen, wird es interessante Zukunftsprojekte geben. Wo dies nicht geschieht, wird es bei kurzfristigen Erfolgen bleiben.
Wir streben eine Form der Kommunikation und Vernetzung an, die � wenn wir Gl�ck haben � wieder Lebendigkeit in die Debatten um Erziehung und Bildung bringen k�nnte.
Im Forum �Machen wir doch einen Basar auf�, k�nnen die Projekte diskutiert werden.
Karl Gebauer
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